PREVENTION OF VIOLENCE AGAINST WOMEN // HIV TESTING

Mittwoch gab es ein Red-Cross-Event, also endlich mal was zu tun. 

das Rote Kreuz kooperiert viel mit anderen Gruppen, unter mit der Organisation 'Y.E.A.H. - Young, Empowered And Healthy' ("Jung, Bestärkt Und Gesund" oder so), die sich vor allem an junge Leute richtet. zusammen mit Y.E.A.H. werden Kampagnen gestartet, um gesellschaftliche Probleme zu bekämpfen. in der Vergangenheit gab es schon die Kampagnen Something for Something Love und True Manhood.

Something for Something Love richtet sich dagegen, dass junge Mädchen für Sex Geschenke annehmen, True Manhood soll vor allem Männer davon abhalten, zu viel Alkohol zu trinken (was hier ein relativ großes Problem ist). beides hat auch etwas mit HIV-Prävention zu tun. ein Mädchen das Geschenke bekommt wird ihren Partner nicht hinterfragen, und wenn man zu viel trinkt, begibt man sich in 'risky situations'.

morgens werden Claudius und ich also abkommandiert um den Veranstaltungsraum zu dekorieren. die Party soll im YMCA steigen, die sich ein Gebäude mit dem study center der Makerere University teilt. in Jinja gibt es ziemlich viele solcher study centers von verschiedenen Unis. als Claudius und ich unsere Wasserrechnung bezahlen wollten, war das Amt für Wasserrechnungsbezahlung auch in dem gleichen Gebäude wie eine Uni.

den ganzen Vormittag lang haben wir also Luftballons aufgeblasen und aufgehangen, bis der Raum die gewünschte Kindergeburtstags-Atmosphäre angenommen hatte, und Faltblätter zum Thema Violence Against Women ausgelegt, denn darum dreht sich das Event: der Launch der Kampagne Prevention of Violence Against Women.

nachdem die ersten Gäste fast planmäßig eingetrudelt sind, und nachdem Cheffe uns ankackt weil die Mitgliederliste weg ist, und nachdem sich herausstellt dass wir nicht schuld sind, sondern Waako sie versteckt hatte, wird ein Video geguckt: eine Frau wird von ihrem Mann verprügelt, niemand glaubt / hilft ihr, und sie bringt sich um. 

die Vorsitzende von Y.E.A.H. hält eine Rede darüber, wie wichtig es ist, Gewalt gegen Frauen zu verhindern. auch wegen der HIV-Rate, denn eine Frau die Angst hat, wird ihrem Partner nicht erzählen, wenn sie sich bei einem anderen Mann infiziert hat, und wird sich auch nicht trauen ihren Partner danach zu fragen. (dass man in Partnerschaften und Ehen manchmal noch jemand anderes hat, ist hier nicht so ungewöhnlich, selbst wenn man mit seinem Partner glücklich und zufrieden ist.)

in Williams Rede kommt auch vor, dass manche Frauen meinen, wenn ihr Mann sie nicht manchmal ein bisschen verhaut, liebt er sie nicht richtig (denn er ist nicht eifersüchtig). manche Männer meinen, wenn sie ihrer Frau oder Freundin nicht manchmal eine klatschen, sind sie kein richtiger Mann. 

Jawoll!

dagegen richtet sich auch das Faltblatt, auf dessen Rückseite ist ein Mann, und in einer Sprechblase steht (sinngemäß):

"früher dachte ich, ich muss meine Freundin verhauen. ich war sehr eifersüchtig, wenn sie mit anderen Männern geredet hat. um mich besser zu fühlen, habe ich sie zum Sex gezwungen. das führte dazu, dass sie sich vor mir versteckte, und unsere Partnerschaft war nicht gut. dann habe ich eingesehen, dass ein richtiger Mann keine Gewalt benutzt, um Probleme zu lösen. jetzt sind wir so glücklich wie nie!"

während sich bei sowas jeder europäischen Feministin der Magen umdreht, ist das hier hoffentlich der richtige Ansatz. der Slogan ist auf jeden Fall "A True Man Does Not Beat His Partner", richtig so.

anscheinend gibt es auf jedem größeren Red-Cross-Event einen Stand, wo man sich auf HIV schnelltesten lassen kann. und weil Zack mich sowieso mal zum Testen schicken wollte ("wie du weißt deinen Status nicht?!"), stell ich mich in die Schlange. so ziemlich jeder hier weiß seinen HIV-Status (also positiv oder negativ), also höchste Eisenbahn für mich.

Zack wird hier übrigens als mein Schwager (muko) angesehen, meistens aber nur aus Scherz (hoffentlich). denn Annika ist weiß und ich bin weiß, also sind wir natürlich verwandt, klare Sache. da Zack also der Mann meiner Schwester ist, gehöre ich jetzt auch irgendwie zu seinem Klan / Familie. anscheinend ist es auch so, dass ein Mann nach dem vorzeitigen Tod der Ehefrau ein Vorrecht darauf hat, ihre Schwester zu heiraten. (nicht dass Zack darauf Bock hätte. ich wünsche Annika trotzdem ein langes und erfülltes Leben.) 

Zack hat außerdem den Spitznamen "Eroberer der Deutschen" abgekriegt, weil sich letztes Jahr mit Stefan angefreundet hat, dem Freiwilligen vor uns. ich glaube er bekommt auch einen Haufen Sprüche dafür rein, dass er eine weiße Freundin hat. denn anscheinend stehen weiße Frauen auf ziemlich abgefahrene Sachen im Bett (aha), und viele Leute fühlen sich dazu berufen, Zack danach auszufragen. das gilt hier als Humor. 

Claudius wehrt sich erfolgreich dagegen, getestet zu werden, denn er weiß seinen HIV-Status schon. 

erst muss ich zum counseling, und meinen Namen und den Namen meiner Mutter (?) eintragen lassen. ich werde angeguckt wie ein Postauto, als ich angebe, dass ich noch nie beim Testen war. 

mein Eindruck ist, dass HIV hier ein bisschen lockerer gehandelt wird. bzw. dass es ein viel größeres gesellschaftliches Thema ist als bei uns in Deutschland (kein Wunder bei einer Infizierten-Rate von 6.5% [DE 0.1%]), und auch viel mehr diskutiert wird. jeder hier meinte, so alle paar Monate zum Testen zu gehen, alle wissen ihren Status, und wenn man rausfindet dass man positiv ist, benutzt man halt von da an immer Kondome und wenn es ausbricht, bekommt man billige Medikamente von der Regierung. nicht dass es hier nicht genauso schlimm ist, HIV-infiziert zu sein, aber in Deutschland wird oft so getan, als gäbe es das Problem bei uns gar nicht.

nach dem counseling wird mir in den Finger gepiekst und das Blut in ein Röhrchen getan. dann muss ich 15 Minuten warten. dann wird mir eröffnet dass ich negativ bin, nicht ohne dass couselor Sarah mir ihre Email aufschreibt, weil sie gerne in Deutschland studieren möchte ( ... ).