mein Chef, William, macht seinen Uniabschluss. er hat neben der Arbeit abends immer Seminare besucht und hat jetzt ein degree in Entwicklungsarbeit.
auch Alfred, unsere focal person (geschmückt), und noch ein Freiwilliger der Branch haben jetzt ein degree.
die Universität funktioniert hier so, dass man nacheinander diese Auszeichnungen bekommt:
certificate
diploma
degree
Bachelor
Master
PhD
William will sich jetzt für einen Bachelor einschreiben.
jedenfalls wird hier für eine Graduation eine richtige Party geschmissen und jeder Freund und Bekannte ist eingeladen. Feste funktionieren hier ohnehin so: je mehr Leute da sind, desto wichtiger ist man und desto gelungener ist die Party. wir quetschen uns zu zehnt in den Blutspende-Jeep und fahren nach Mbiko, das Dorf in dem William wohnt.
die
älteren Frauen tragen ein gomesi, ein traditionelles
afrikanisches Kleid mit Puffärmeln und Schärpe um die Hüfte. die
traditionelle Kleidung für Männer ist ein kanzu,
eine lange Tunika, aber für eine Graduation zieht man das nicht an.
weil
bei William zu Hause nicht genug Platz ist, findet das ganze bei
seiner Schwester statt, die einen großen Garten hat (mit Annika):
Williams Schwester heißt Nalongo, ihr Mann Salongo. diese Namen bedeuten, dass sie Eltern von Zwillingen sind, was einen hier zu einer wichtigen und angesehenen Respektsperson macht. hat eine Paar Zwillinge, ändern sie ihre Vornamen.
männliche
Zwillinge bekommen die Vornamen Waswa (Erstgeborener) und Kato
(Zweitgeborener). Claudius hat auch einen Zwilling, er ist Waswa.
für
weibliche Zwillinge gibt es auch spezielle Vornamen, genauso wie für
das Geschwisterkind vor und das nach den Zwillingen. so wichtig und
wertvoll ist es hier, 2 Kinder auf einmal zu haben.
denn
die Ugander lieben und schätzen Kinder, ein Mann mit vielen Kindern
kann stolz sein. früher hatten Männer mehrere Frauen und umso mehr
Kinder, heute ist das nicht mehr unbedingt üblich. manche Leute die
ich treffe haben aber mehrere 'Mütter' und 20+ Geschwister.
(aber
auch manche Männer der jüngeren Generation haben Geliebte mit
Kindern, und auch wenn es die Ehefrau nicht unbedingt freut, kommt es
mir hier nicht so skandalös vor wie in Deutschland.)
hinzu
kommt, dass es in den ugandischen Sprachen keine richtigen Begriffe
für Tante, Onkel, Cousine und Cousin gibt. es sind die gleichen wie
für Mutter, Vater, Schwester, Bruder, und zwischen diesen
Verwandtschaftsbeziehungen gibt es keinen großen Unterschied. alle
gehören zur 'Kernfamilie'.
jemand
kann also Geschwister und Halbgeschwister haben, plus Cousins und
Cousinen, und alle zählen gleich und sind brothers und sisters.
auf
dem Programm stehen Essen, Reden, Kuchen, generelles Betrinken. mit
dem Essen wird angefangen (gut so).
es
gibt matoke (Bananenbrei), Erdnusssoße, normalen Reis, Gewürzreis,
Irish Potatoes, Sweet Potatos, Auberginen, Krautsalat, Spaghetti,
Rindfleisch, Hühnchen, Schweinefleisch auf einem Extratisch wegen
der Muslime, zum Nachtisch Wassermelone und Ananas, und zwar
gleichzeitig:
ich
esse heldenhaft alles auf, was mir auf den Teller gepackt wurde. die
ugandischen Gäste essen locker 2 oder 3 Teller. Claudius isst 3,
bevor er aufgibt. ich kann aber schon viel mehr essen als am Anfang des Jahres!
seine
Gäste gut (d. h. tot) zu füttern ist das Merkmal eines guten
Gastgebers.
Foto
mit Alfred:
Papa,
ich habe Alfred erzählt dass du auch so heißt, und er richtet Grüße
an den „German Alfred“ aus.
jetzt
wo er einen Abschluss hat, hat Alfred auch einen Job bei einer NGO
gefunden und ist nicht mehr oft an der Branch. sie suchen im Moment
eine neue focal person für uns.
nach
den Reden, die gehalten werden (ungefähr anderthalb Stunden), gibt
es Kuchen mit dickem Zuckerguss. zwischendurch haben sich schon alle
Bier geholt. Claudius hat irgendwann mal rausgefunden, dass Uganda
den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol DER WELT hat. es wird
aber ungefähr so viel getrunken wie bei einer deutschen Feier.
irgendwann
gegen 7 ist die Party vorbei und wir stapeln uns wieder in den Jeep,
wo noch ein bisschen weitergefeiert wird.
am
Wochenende haben wir ausnahmsweise mal kein Programm und schlafen und
lesen viel. Samstag abend fährt Annika wieder nach Deutschland, und
wir laden am Sonntag Zack zum Essen ein, um ihn abzulenken, denn er
ist natürlich traurig.
tschüss Annika! :(
(c) manche Fotos: Zack und Annika
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