Dienstag, 25. Oktober 2011

WILLIAMS GRADUATION

30. September, 2011 (vierte Woche)


































mein Chef, William, macht seinen Uniabschluss. er hat neben der Arbeit abends immer Seminare besucht und hat jetzt ein degree in Entwicklungsarbeit.
auch Alfred, unsere focal person (geschmückt), und noch ein Freiwilliger der Branch haben jetzt ein degree.



die Universität funktioniert hier so, dass man nacheinander diese Auszeichnungen bekommt:
certificate
diploma
degree
Bachelor
Master
PhD 
William will sich jetzt für einen Bachelor einschreiben.

jedenfalls wird hier für eine Graduation eine richtige Party geschmissen und jeder Freund und Bekannte ist eingeladen. Feste funktionieren hier ohnehin so: je mehr Leute da sind, desto wichtiger ist man und desto gelungener ist die Party. wir quetschen uns zu zehnt in den Blutspende-Jeep und fahren nach Mbiko, das Dorf in dem William wohnt.

die älteren Frauen tragen ein gomesi, ein traditionelles afrikanisches Kleid mit Puffärmeln und Schärpe um die Hüfte. die traditionelle Kleidung für Männer ist ein kanzu, eine lange Tunika, aber für eine Graduation zieht man das nicht an.

Kinder aus der Nachbarschaft hängen am Zaun und gucken sich das Spektakel an.

weil bei William zu Hause nicht genug Platz ist, findet das ganze bei seiner Schwester statt, die einen großen Garten hat (mit Annika):

































Williams Schwester heißt Nalongo, ihr Mann Salongo. diese Namen bedeuten, dass sie Eltern von Zwillingen sind, was einen hier zu einer wichtigen und angesehenen Respektsperson macht. hat eine Paar Zwillinge, ändern sie ihre Vornamen.
männliche Zwillinge bekommen die Vornamen Waswa (Erstgeborener) und Kato (Zweitgeborener). Claudius hat auch einen Zwilling, er ist Waswa.
für weibliche Zwillinge gibt es auch spezielle Vornamen, genauso wie für das Geschwisterkind vor und das nach den Zwillingen. so wichtig und wertvoll ist es hier, 2 Kinder auf einmal zu haben.

denn die Ugander lieben und schätzen Kinder, ein Mann mit vielen Kindern kann stolz sein. früher hatten Männer mehrere Frauen und umso mehr Kinder, heute ist das nicht mehr unbedingt üblich. manche Leute die ich treffe haben aber mehrere 'Mütter' und 20+ Geschwister.

(aber auch manche Männer der jüngeren Generation haben Geliebte mit Kindern, und auch wenn es die Ehefrau nicht unbedingt freut, kommt es mir hier nicht so skandalös vor wie in Deutschland.)

hinzu kommt, dass es in den ugandischen Sprachen keine richtigen Begriffe für Tante, Onkel, Cousine und Cousin gibt. es sind die gleichen wie für Mutter, Vater, Schwester, Bruder, und zwischen diesen Verwandtschaftsbeziehungen gibt es keinen großen Unterschied. alle gehören zur 'Kernfamilie'.
jemand kann also Geschwister und Halbgeschwister haben, plus Cousins und Cousinen, und alle zählen gleich und sind brothers und sisters.

auf dem Programm stehen Essen, Reden, Kuchen, generelles Betrinken. mit dem Essen wird angefangen (gut so).

es gibt matoke (Bananenbrei), Erdnusssoße, normalen Reis, Gewürzreis, Irish Potatoes, Sweet Potatos, Auberginen, Krautsalat, Spaghetti, Rindfleisch, Hühnchen, Schweinefleisch auf einem Extratisch wegen der Muslime, zum Nachtisch Wassermelone und Ananas, und zwar gleichzeitig:

ich esse heldenhaft alles auf, was mir auf den Teller gepackt wurde. die ugandischen Gäste essen locker 2 oder 3 Teller. Claudius isst 3, bevor er aufgibt. ich kann aber schon viel mehr essen als am Anfang des Jahres!
seine Gäste gut (d. h. tot) zu füttern ist das Merkmal eines guten Gastgebers.

Foto mit Alfred:

Papa, ich habe Alfred erzählt dass du auch so heißt, und er richtet Grüße an den „German Alfred“ aus.
jetzt wo er einen Abschluss hat, hat Alfred auch einen Job bei einer NGO gefunden und ist nicht mehr oft an der Branch. sie suchen im Moment eine neue focal person für uns.

nach den Reden, die gehalten werden (ungefähr anderthalb Stunden), gibt es Kuchen mit dickem Zuckerguss. zwischendurch haben sich schon alle Bier geholt. Claudius hat irgendwann mal rausgefunden, dass Uganda den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol DER WELT hat. es wird aber ungefähr so viel getrunken wie bei einer deutschen Feier.

die Frau im rotgrünen gomesi ist Noemi, Williams Frau.

irgendwann gegen 7 ist die Party vorbei und wir stapeln uns wieder in den Jeep, wo noch ein bisschen weitergefeiert wird.

am Wochenende haben wir ausnahmsweise mal kein Programm und schlafen und lesen viel. Samstag abend fährt Annika wieder nach Deutschland, und wir laden am Sonntag Zack zum Essen ein, um ihn abzulenken, denn er ist natürlich traurig.

































tschüss Annika! :(

(c) manche Fotos: Zack und Annika

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