habe gerade meinen ersten Quartalsbericht fertig getippt, vielleicht interessiert er euch:
Erster Quartalsbericht
Name: Clara Noeschel
E-Mail: claranoeschel@aol.de
Einsatzstelle: Uganda Red Cross Society, Jinja Branch
Endsendeorganisation: Deutsches Rotes Kreuz
Berichtszeitraum: September bis November 2011
Gliederung
1. Beschreibung des Landes / Ortes
2. Beschreibung der Einsatzstelle
3. Beschreibung meiner Aufgaben / Tätigkeiten / Projekte
4. Herausforderungen / offene Fragen
5. Vorhaben für das nächste Quartal
6. Persönliche Situation
7. Herausforderungen und Lernerfahrungen
1. Beschreibung des Landes / Ortes
Seit mittlerweile 3 Monaten lebe ich in Jinja im Südosten Ugandas und arbeite als Freiwillige beim örtlichen Roten Kreuz. Jinja liegt an der Nilquelle, d. h. an der Stelle, an der der Nil den Viktoria–See verlässt. Es hat etwa 100 000 Einwohner; damit ist Jinja die zweitgrößte Stadt Ugandas. Die Umgebung ist sehr grün und pflanzenreich, besonders am Seeufer. Trotzdem ist die Stadt – typisch für Uganda – staubig und trocken.
Jinja
Aufgrund der Sehenswürdigkeiten sieht man öfter Touristen in Jinja, und es gibt auf sie ausgerichtete Restaurants und Cafés an der Hauptstraße. Man kann ihnen aber aus dem Weg gehen, und in großen Bereichen der Stadt halten sie sich gar nicht auf.
Mit dem anderen deutschen Freiwilligen wohne ich im Al–Shafa–Krankenhaus nahe des hektischen Stadtzentrums. Je weiter man sich von diesem entfernt, desto ruhiger wird es. Vor allem im Süden und Norden gibt es wunderschöne Viertel mit breiten Straßen und großen Häusern.
Jinjas Architektur ist vom indischen Stil geprägt, viele der interessanten alten Gebäude zerfallen jedoch. Es gibt außer den Ugandern und vereinzelten Weißen vergleichsweise viele Inder; unsere Nachbarn kommen beispielsweise aus Pakistan (die Ugander machen da keinen Unterschied).
2. Beschreibung der Einsatzstelle
Die URCS–Branch liegt gleich um die Ecke vom Al–Shafa. Das Rot–Kreuz–Büro teilt sich das Gebäude mit dem Uganda Blood Transfusion Service, ein dritter Raum wird vermietet. Zur Branch gehört außerdem ein großer Garten, in dem oft Treffen und Meetings abgehalten werden.
die URCS–Branch in Jinja
Im Büro stehen mehrere Aktenschränke und Schreibtische, die von allen geteilt werden. Außer dem Branch Manager und einigen angestellten Mitarbeitern sind immer viele Freiwillige anwesend. Sowohl mit den Freiwilligen als auch mit dem BM verstehe ich mich gut und fühle mich im Büro gut integriert.
Außer Aktivitäten wie dem Werben neuer Mitgliedern und der Dissemination werden von der Jinja Branch aus Kampagnen und Projekte gestartet und koordiniert, oft in Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen und Verbänden. Der Schwerpunkt ist dabei meistens die HIV–Prävention.
3. Beschreibung meiner Aufgaben / Tätigkeiten / Projekte
Die Arbeit teilt sich in Büroarbeit und field work. Die Arbeit im field beinhaltet die Dissemination, also Vorträge an Schulen, oder die Arbeit mit dem Blutspendedienst. Auch First Aid bei größeren Veranstaltungen gehört dazu. Eine sehr interessante Aufgabe war es, bei der Impfkampagne gegen Polio mitzuhelfen.
Den Großteil der Zeit verbringen wir aber im Büro. Ein Grund dafür ist, dass Schulen im Moment wegen Prüfungen und Ferien geschlossen haben. Im Büro schreiben wir Berichte, sortieren Unterlagen, tippen Dokumente ab usw. Ich habe auch schon Power–Point–Präsentationen zu Red–Cross–Themen für Kollegen und den BM geschrieben und korrigiert. Jeden Montag Morgen gibt es ein Evaluation Meeting für die kommende Woche, dafür schreibe ich manchmal die Notizen und das Protokoll.
Spenden für Erdrutschopfer abholen
Außerdem führen wir die Deutschstunden weiter, die die Freiwilligen vor uns eingeführt haben. Unsere Kollegen sind daran sehr interessiert und wir halten sie zweimal die Woche. Zurzeit überarbeite ich das „Unterrichtssystem” und entwickle Lernblätter zu Vokabeln und Grammatik.
bei der Deutschstunde
4. Herausforderungen / offene Fragen
Eine Herausforderung ist es, dass es nicht immer Arbeit für mich zu tun gibt. Es gibt viele Tage, an denen weder field work noch eine activity ansteht und ich auch im Büro nicht gebraucht werde. Trotzdem wird von uns Anwesenheit im Büro erwartet. Am Anfang hat uns vor allem unsere Focal Person in die Arbeit in der Branch eingebunden und sich um uns gekümmert. Vor ein paar Wochen hat er dann jedoch die Branch verlassen.
Ich habe deswegen vor, mich mehr auf meine eigenen Projekte und die Weiterführung des Zahnputzprojektes des Freiwilligen aus dem letzten Jahr zu konzentrieren.
5. Vorhaben für das nächste Quartal
Wie gesagt plane ich für das nächste Quartal, mir mehr eigene Arbeit zu suchen und unabhängiger zu arbeiten. Das Zahnputzprojekt halte ich für äußerst sinnvoll, denn wie unser Vorgänger habe ich bei der Polio–Aktion den schlechten Zustand der Zähne bei vielen Kindern feststellen können. Während er sich hauptsächlich auf Schulen konzentrierte, habe ich vor, wenn möglich das Projekt auf Kinder in sehr armen Vierteln auszuweiten, die sonst nicht erreicht würden. Außerdem möchte ich die Überarbeitung der Deutschstunden abschließen und einen Ordner mit Lernzetteln anlegen.
6. Persönliche Situation
Mittlerweile haben mein Mitbewohner und ich unsere Wohnung im Al–Shafa fertig eingerichtet und ich fühle mich dort sehr wohl. Jeder von uns hat sein eigenes Zimmer und wir teilen Küche, Bad und den kleinen Eingangsbereich, der als Wohnzimmer fungiert. Wir verstehen uns sehr gut, meistens kochen wir abends zusammen. Auch das local food mag ich sehr. Bisher war ich glücklicherweise nicht ernsthaft krank.
ugandisches Essen auf dem Markt
Privat ist es kein Problem für mich, keine Focal Person zu haben, denn bei Fragen oder Problemen können wir uns an die Freiwilligen in der Branch wenden. Auch unsere Freizeit verbringen wir oft mit den Ugandern, mit einem von ihnen gehe ich zum Beispiel oft laufen. In Jinja trifft man viele Freiwillige anderer NGOs, mit manchen von ihnen haben wir auch Kontakt.
Das ugandische Englisch hat einige Besonderheiten, die ich mittlerweile gut beherrsche, auch die local language Luganda möchte ich gerne besser lernen.
7. Herausforderungen und Lernerfahrungen
Die beste Erfahrung war bisher, die ugandische Kultur zu erkunden und kennenzulernen. Die Verhaltensweisen, Eigenschaften und Prioritäten der Ugander sind oft ganz anderes als die Deutschen, und für mich ist es sehr interessant, sie zu erlernen und zu verstehen. Dabei gibt es auch Herausforderungen, sich zum Beispiel seine eigenen Privilegien vor Augen zu führen und seine Position unter den Ugandern zu finden.
am Nil
Man lernt, dass es nicht nur die europa– oder westlich–zentrierte Sicht auf die Welt gibt. Andere Werteanschauungen und Meinungen sind genauso legitim, und es gibt eine Vielfalt von Perspektiven und Realitäten, aus der sie entstehen. Dies zu verstehen und zu internalisieren ist eine äußerst lehrreiche Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen