wir haben also bei Zack rumgehangen und Mittag gegessen, da meint er er will mir was zeigen und holt einen Teller mit toten Grashüpfern raus.
„irk cool was ist das denn?” „das sind Grashüpfer, die frittieren wir später. willst du dann mal probieren?” „ … okay?“
Grashüpfer, roh |
ich nehme den Teller
vorsichtig in die Hand und berühre aus Versehen einen der langen
Fühler, ihhhh. die Viecher sind ungefähr 4cm lang, der Körper
besteht aus einem weichen Teil und einem Panzer und hat angewinkelte
Beine.
“wo hast du die her?
gefangen? ist das nicht kompliziert?” “nö. man muss nur warten
bis er irgendwo sitzt, und ihn dann schnell aufheben.”
in dem schönen Heft
“Tips on Ugandan Culture – A Visitor's Guide”, den wir von den
deutschen Rot-Kreuz-Leuten vor der Abfahrt bekommen haben, steht
diese Geschichte:
traditionell ist es so, dass die Frau für ihren Mann Grashüpfer fängt, als Zeichen der Liebe und Ehrerbietung usw. (früher haben nur Männer ensenene gegessen, heute aber auch Frauen.) als Dank für die Mühe muss der Mann der Frau ein Kleid kaufen. wenn er das nicht tut, kann die Frau zu seinen Eltern gehen und sich beschweren, und dann muss er eine Strafe zahlen.
sich den Aufwand zu machen, jemandem ensenene zu
fangen, zeigte, dass man diesen Menschen schätzt. heute fängt man
die Dinger einfach, um sie zu essen.
Grashüpfer, frittiert |
später kommt Zack bei mir vorbei und drückt mir eine braune Papiertüte in die Hand. „here. you try.“
die ensenene sind durch das frittieren gelb-braun geworden und gucken mich aus ihren schwarzen Augen vorwurfsvoll an. (Huairatah und Zack essen zu Hause oft so kleine Fischchen, die schauen einen auch immer so an, huh.) die langen Beinen und Fühler wurden abgerupft.
okay, Kultur kennenlernen und stark sein, denk ich mit, kneif die Augen zu und stopfe mir eine Heuschrecke in den Mund.
schmeckt wie eine Mischung aus Kartoffelchips und Brathähnchen, aber gar nicht schlecht, ein bisschen knusprig am Panzer(?) und salzig am Bauch.
Claudius kommt nach Hause
vom Basketball. „Claudius hier guck
mal, willst du ensenene probieren?“
„OMG NEIN IH WAS
INSEKTEN!!!“, kreischt der Mann, der vorher geschworen hatte, alles
ugandische Essen zu probieren. „ALLES AUSSER INSEKTEN CLARA!“
ich esse die halbe Tüte
und krieg nachher ein bisschen Bauchschmerzen, weil die Dinger
ziemlich fettig sind. Claudius findet mich weiterhin schlimm und postet auf Facebook, dass ich Heuschrecken gegessen habe, wohl auf eine angeekelt-erschreckte Reaktion hoffend. dieser Plan schlägt fehl, und ich bin auch nicht die erste in der Deutschen-Gruppe, der Grashüpfer probiert hat.
momentan ist
Heuschrecken–Saison, und die Viecher schwirren überall herum, vor
allem um Straßenlampen. als wir ein paar Tage später wieder bei
Zack rumhocken, wurde Huairatahs kleiner Bruder Alfie gerade rausgeschickt,
um welche zu fangen.
er kommt mit einer Plastikflasche wieder, die
voller lebendiger Heuschrecken ist. Huairatahs Freund Paul versucht,
Claudius zu überreden, einen lebenden Grashüpfer zu essen, der im
Zimmer herumschwirrt. ein leichtes Chaos bricht aus, als jeder
versucht, ihn zu fangen.
schließlich haben wir ihn (nachdem Claus
ihn mit einem Kochlöffel aus der Flugbahn gehauen hat) und er landet
ebenfalls in der Flasche.
ich kann Tiere nicht
leiden, die lange Beine und Fühler haben, auch Spinnen. Claudius hat
bei uns die traditionelle Männeraufgabe, die Kakerlaken zu killen, die
manchmal durch die Wohnung laufen.
aber wenn man mal so ein
Viech gegessen hat, ist es auf einmal weniger schlimm.
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