Dienstag, 22. Mai 2012

UGANDA FOR DUMMIES: ISABEL IN AFRIKA — TEIL II

noch mehr von Isabels Abenteuern im Land der Latrinen!

Vor einer Woche hat sich meine liebe Clara auf dem Markt einen Scherz mit mir erlaubt, der leider nicht ganz so angeschlagen hat, wie erwartet (wo ich doch Medizin studieren wollte und mit im OP war und so ... haha):
Da lagen in all der Hitze und all dem Dreck, von Fliegen bevölkert, Ziegendärme rum. Sehr lecker. An sich fand ich es gar nicht so schlimm, aber die Vorstellung, dass die dann TATSÄCHLICH gegessen würden lässt mich noch jetzt ein bisschen schaudern. Nichts mit „Brettchen, Messer und Hände, die mit Supermarkthähnchen in Berührung waren, heiß abwaschen“, haha.
Meine Schuhe sehen mittlerweile rotbraun aus, meine Haare werden am Ende bestimmt blond gebleicht sein von der Sonne und meine Haut strahlt den schönsten Sonnenbankflavour aus, wie es gewisse Auswüchse der deutschen Musiklandschaft beschreiben würden. So richtig schön asozial. Die ZU wird begeistert sein!


Als wir Deutschen (außer uns dreien noch einige andere deutsche Freiwillige aus anderen Städten, die uns besuchten) an meinem zweiten Abend feiern waren, war ich ein wenig überfordert damit, dass ich plötzlich vom Stuhl gezogen wurde und auf die Tanzfläche geschleift. Um es vorsichtig auszudrücken tanzen die Ugander sehr wild, mit viel Körperkontakt und ausladenden Gesten. Nix da mit ein bisschen coolem Rumgewippe auf der Tanzfläche wie in Deutschland, am Bier nuckeln und immer drauf achten, wie man wohl grade so aussieht beim Tanzen. Den Ugandern liegt das Tanzen im Blut und das merkt man so richtig. Keiner schämt sich für die wildesten Bewegungen. Erst merkwürdig, aber echt bewundernswert.
Sowieso kennen die Ugander keinen personal space. Da hält einer Minuten lang deine Hand, man wird ständig angefasst oder berührt und man läuft Händchen haltend über die Straße. Sogar Männer, und das, obwohl Uganda krass homophob ist. Im Moment ist ein Gesetz im Gespräch, dass aber vermutlich und hoffentlich nicht durch kommt, dass die Hinrichtung wegen homosexueller Handlungen legalisiert. Klasse.

at work im Maisfeld
Letzte Woche sind wir rausgefahren aufs Dorf, um die Frauen zu besuchen, die von Claras Projekt Ziegen zum Züchten, sozusagen als Startkapital, bekommen. Das war ein echter Kulturschock (Fotos dazu in meinem Facebook–Album). Man kommt mit Armut in Berührung und HIV–Infizierten (also metaphorisch natürlich) und das 21. Jahrhundert scheint noch ein paar Dekaden entfernt zu sein. Und natürlich — Uganda ist das zweit jüngste Land der Welt mit einem Altersdurchschnitt von 14 Jahren, Deutschland im Vergleich das zweitälteste — viele, viele Kinder.
Wir hatten vor, uns am Wochenende für einen Ausflug Bodas, also so Mopeds zu leihen, die in etwa das Taxi–Äquivalent darstellen, für umgerechnet ca. 5 Euro am Tag. Letztes Wochenende war ich mit Clara schon am Nil gewesen (traumhaft!).



Leider wurde dann, als wir am Samstag als Vorzeige–Deutsche das Champions–League–Finale in einer Bar geschaut haben, bei uns eingebrochen und Claudis Sachen wurden geklaut. Demnach war er den ganzen Sonntag mit der Polizei beschäftigt (die ehrlich gesagt so aktiv wie kooperativ scheint: nämlich gar nicht), wir konnten die aufgehebelte Tür nicht abschließen und demnach nicht das Haus verlassen und sowieso war unsere Laune denkbar beschissen. Böses Wort, aber zutreffend. Sorry.

Vermutlich war das auch noch jemand, den wir persönlich kennen. Claudi kommt sich verständlicherweise völlig verarscht vor (sorry again) und mir ist das ganze auch nicht ganz geheuer. Zumindest wurde heute morgen die Tür repariert und ich habe ein Versteck gefunden für meinen Laptop, was zwar bei einem weiteren Einbruch im Endeffekt auch ziemlich sinnlos ist, aber dann muss ich mich wenigstens nicht noch selber schuldig fühlen weil ich den hätte rum liegen lassen (ja, Mama, ich weiß, ich hätte ihn gleich dalassen sollen ;) ).

Isi beim RC
Diese Woche mache ich einen First–Aid–Kurs mit, bei dem ich fünf Tage lang auf den Rechtsklick des PCs drücke um die PPP weiter laufen zu lassen und tue so, als präsentierte ich mit. Dass ich in Wahrheit da bin, um selber zu lernen, scheint keiner zu merken. Trotz der Tatsache, dass ich unentwegt mitschreibe … merkwürdig.

Jetzt freue ich mich erstmal darüber (typisch Frau, ich weiß), dass mich die dritte Welt schon zwei Kilo und einige Überwindungen gekostet hat, wie beim Probieren von weißen Riesenameisen und natürlich auf den Mombasa–Trip, der irgendwann noch mal ansteht. Angekündigt war er für den 12., und dann für morgen, aber da kann man hier nie so genau wissen.

unsere kleine Nachbarin Rahma
Mein Versprechen mit den Postkarten werde ich auch mal in den nächsten Tagen angehen und das mit dem Schokobaby natürlich auch, Papa.
Kleiner Scherz. Das Einzige, was ich als Souvenirs mitbringe, werden außer Kleidern und Schmuck ein paar Stangen Zigaretten und eine Machete sein. Solche Dinger gibt’s hier nämlich frei verkäuflich auf dem Markt für 5 000 Schilling, umgerechnet 1,67 €. Ob man das besser findet, ist die Frage.
Aber ich bin ja nicht hier, um zur höheren Tochter erzogen zu werden, dafür war ich ja schon im katholischen Hexenkessel, sondern um eine andere, die dritte Welt zu erleben. Und da ist das nun mal so.



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