Dienstag, 22. Mai 2012

UGANDA FÜR DUMMIES: ISABEL IN AFRIKA — TEIL I

Isabel ist nun schon zwei Wochen hier und wer könnte besser über ihren Besuch berichten als sie selbst? deswegen betätigt sie sich heute als Gastbloggerin: ein absolutes First in der Geschichte von Volunteer in Jinja! hier die erste Hälfte:

Nachts angekommen, war das erste, das ich dachte, dass Uganda eigentlich aussieht wie die Ferienanlagen in Ägypten, Griechenland und der Türkei, die ich so kenne. Fünf Minuten später war ich fast beschämt über diesen Gedanken, als ich die ganzen Schlaglöcher, provisorisch geflickten Hütten und den sandigen Müll am Straßenrand sah.

die ersten Schillinge vom ATM abholen
Keine Frage, es stört mich weder, noch wäre ich mit dem Anspruch eines Urlaubs hier dran gegangen, aber es ist eben offensichtlich, dass Uganda zwar auf der selben Erde, aber in einer anderen Welt liegt.
Die 5cm–Kakerlake, die Clara aufschreien lässt, als sie sie aus Versehen berührt, die ungewohnt simple Küche und die Ziegen, die am nächsten Morgen frei draußen herumlaufen, machten den Urlaubsanlagen–Eindruck dann ganz zunichte. Das passte mir ganz gut; hätte ich Urlaub machen wollen, hätte ich auch nach Ibiza fliegen können.

Meine lieben Eltern brauchen an dieser Stelle nicht glauben, ich würde mich beschweren, ganz im Gegenteil! Ich werde diese zwei Monate sehr gut ohne Fernseher, Licht in der Toilette, geschweige denn Klodeckel, ohne Wasch– und Spülmaschine, Fastfood, beziehungsweise mein iPhone auskommen. Denke ich.
Die simple Erklärung dafür ist, dass es hier einfach Wichtigeres gibt. Es kommt weder drauf an, dass meine Klamotten zueinander passen, noch, dass ich den ganzen Tag Zugang zu Facebook habe (wobei ich zugeben muss, das der schweineteure Internet Stick schon ganz nett ist).


Die Taxis hier sind Kleinbusse, in die sich oft weit mehr als 10 Leute quetschen, die Sonne geht um Punkt 7 auf und kurz nach 19.00 ist es stockdunkel, weil wir ja ziemlich genau auf dem Äquator liegen.
Noch eine Sache, die ich erst hier von Uganda erfahren habe: es herrscht Linksverkehr. Ein weiteres Relikt der Inselaffen — wie auch die vielen Inder, die noch wegen der Kolonialzeit hier sind (R.I.P. Englisch LK bei Herrn Reick und dem ewigen Colonialism–Thema).
Heute habe ich auch noch erfahren, dass es hier so was wie einen 110/112–Notruf gar nicht gibt. Geschadet hätte es meinem Optimismus bestimmt nicht, das erst auf dem Rückflug zu erfahren.

süße Nachbarskinder
Überall schreien Leute, vor allem kleine Kinder und Händler „Muzungu“ nach uns — weißer Mensch. Bei den Kindern finde ich das ja echt noch niedlich, aber spätestens beim 10. Bodafahrer und 15. Wasserverkäufer auf dem Taxi Park, der mit uns ins Geschäft kommen will, mehr aufdringlich als freundlich, merke ich, wie ich anfange, die Dumme zu geben, die nicht versteht. Klappt ganz gut, glaube ich.
Andere Methode: Clara vorschicken, die ein wahnsinnig gutes Gespür dafür hat, wie man verhandelt oder ob einen ein Händler ver... buchstäblich für dumm verkaufen will.
Jetzt gilt es, Luganda, die regionale Sprache zu lernen. Es kann zwar jeder Englisch, aber sagt man auch nur ein paar Worte auf Luganda, denken die Ugander direkt, man verstünde alles und die Gefahr, zu viel zu bezahlen, sinkt.
Als kleiner Sprachkurs ein paar wichtige Ausdrücke:
Muzungu = weißer Mensch (übrigens anders als „Schwarzer“ bei uns ohne rassistische Wertung) 
Olyotya? Bulungi! = Wie geht es dir? Gut! 
Ssebo/ nyabo = Herr/ Frau in der Anrede. Kleines Beispiel: ooh, ssebo! Nsalilako! Das habe ich bei Clara jetzt schon öfter gehört. Das englische Äquivalent dazu wäre in etwa „Ohh, Mister, please lower the price for me“ (mit Wimpern-Geklimper und Säuselstimme natürlich).

Isabel bringt die benötigte Balance in unsere
RoommateBeziehung
Mein Tag sieht in etwa so aus: Wir, also Clara, Claudius und ich, stehen kurz vor acht auf, machen uns fertig und gehen zur Arbeit. Nach zwei Stunden ungefähr gehen wir zur Straße um die Ecke, um uns Frühstück zu besorgen. Mittags das gleiche; dann bleiben wir bis 17.00 und arbeiten an unseren Projekten, zum Beispiel dem Ziegenprojekt, oder machen unsere eigenen Sachen am PC, diesen kleinen Bericht zum Beispiel.
Danach kann man einkaufen gehen, sich Abendessen besorgen (z.B. frisch gekochten Maiskolben und Ananas vom Markt, Reis oder Currynudeln vom Inder), ins Internetcafé setzen, wo es den besten(!!) Schokobrownie gibt, den ich je gegessen habe und fantastische Pilzsuppe oder das Zimmer aufräumen und die Wohnung putzen.
Und ich habe für die zwei Wochen, die ich heute hier bin schon ziemlich viel gelesen: Die Vermessung der Erde, Tschick, Mutter Courage und ihre Kinder und gerade Ein ungezähmtes Leben, die Fortsetzung eines meiner Lieblingsbücher. Der Stoff wird mir trotzdem nicht ausgehen, ich hab genug Bücher eingepackt.



Das Essen ist generell gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht. Gegessen wird hier vor allem ein Kochbananenbrei, Matooke, der alles andere als süß ist und einige andere, befremdliche Spezialitäten wie Maisbrei, Süßkartoffeln, so eine Wurzel namens Cassava, Reis, Tilapia, Hünchen– und Rindfleisch.
Leider scheint mein Magen derart verwöhnt zu sein vom europäischen Essen, zumal es ja wirklich keimfreier ist, und von Mamas Kochkünsten, dass er momentan ziemlich rumzickt. Der Sonnenstich letzte Tage war da nicht grade zuträglich. :D Hallo Toilettenschüssel!

später Teil II!

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